Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Fußbällen werfen.

Die Medien sind voll mit Vorwürfen über Katar und die dort üblichen Menschenrechtsverletzungen. Die müssen angeprangert werden! Der Ruf nach Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft ist laut. Das ist richtig und notwendig.

Aber wer klagt unsere eigenen, täglichen und allgegenwärtigen Menschenrechtsverletzungen in ungleich größerem Ausmaß an?

Wer ein 5€-T-Shirt bei KIK, Milka-Schokolade bei Lidl oder einen neuen BMW kauft, wer eine Kreuzfahrt zur Antarktis bucht oder zum Spaß am Wochenende zum Shoppen nach Barcelona fliegt, der verletzt irgendwo auf der Welt die Menschenrechte von sehr vielen, ganz persönlichen Sklaven oder er ist indirekt schuld an Vertreibung durch die Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung.

Allerdings sind die betroffenen Menschen anonym und so weit weg, dass es uns deren Leid, Elend und Tod nicht berührt.

Wir Europäer mit unserem neokolonialen Lebensstil sind es, die Menschen in aller Welt zur Flucht aus der Armut zwingen. Wir nennen sie dann Wirtschaftsflüchtlinge und schließen unsere Außengrenzen mit Zäunen und Grenzpolizei, weil wir Angst um Wohlstand und Sozialsysteme haben. Wir verdrängen die Zusammenhänge unseres Handelns mit den Folgen. Lieber zeigen wir mit dem Finger auf die bösen Anderen. Das ist einfacher und übersichtlicher, als sich zu überlegen, wie das eigene Leben geändert werden muss um zukünftig niemand mehr zu schaden.

Wir sind noch sehr weit von Einsicht über Zusammenhänge und Größenordnungen entfernt.

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