Wir haben Bio-Olivenöl aus Riace geholt

Lange mussten wir warten. Corona hatte Italien seit Anfang März restlos blockiert. Es konnten weder Waren verpackt werden, noch hat irgendeine Spedition sich in der Lage gesehen, von Riace oder Mailand nach Deutschland zu liefern. Letzte Woche haben wir die Chance genutzt, dass Italien seine Grenzen wieder geöffnet hat. Wir waren um Mitternacht die ersten Ausländer, die in Italien ohne Kontrollen und ohne Quarantänebefürchtungen einreisen durften – bis unters Dach vollgepackt mit gespendeten Hilfsgütern.

Solidarität hilft

Unsere Freunde in Riace sind von Corona verschont geblieben, kein Vergleich mit Norditalien. Trotzdem haben alle unter den strikten Einschränkungen und der Isolation gelitten. Der Fremdenverkehr ist völlig zusammengebrochen und die ohnehin arme Region fällt in ihrer Entwicklung wieder weit zurück, die Not ist groß. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir persönlichen Kontakt halten, Solidarität zeigen und die Produkte aus Kalabrien direkt importieren, um den Erlös für den Wiederaufbau zurückspenden zu können.

Bio-Olivenöl von Feinsten

Das erste von den Geflüchteten in Riace geerntete „Olio extravergine“ haben wir ab sofort wieder in 0,75l Flaschen und erstmals auch in 5l-Kanistern vorrätig. Wegen der vielen Vorbestellungen wird es wohl bald wieder ausverkauft sein. Wir würden uns freuen, denn wie immer kommt der gesamte Reinerlös den Integrationsprojekten für Geflüchtete zugute.

Flyer zur Geschichte der Ölmühle von Riace

Es geht aufwärts

Die politsche Lage hat sich nach Salvinis selbstverschuldetem Abgang wieder ein wenig normalisiert. Eine Tendenz zu Vernunft und mehr Menschlichkeit ist wieder erkennbar. Der ehemalige Bürgermeister Domenico „Mimmo“ Lucano hat uns bei unserer Ankunft spät abends persönlich begrüßt und warme Lasagne für seine hungrigen Gäste auf den Tisch gestellt. Sein Projekt, geflüchtete Menschen mit Arbeit, Brot und Unterkunft in seiner Gemeinde willkommen zu heißen, verfolgt er gegen alle Widerstände beharrlich weiter und ist dabei auch schon wieder erfolgreich. Jetzt sollten so bald wie möglich wieder Touristen nach Riace kommen, damit die Infrastruktur erhalten werden kann.

Menschen helfen und Hoffnung geben

Unsere Italienfahrt haben wir gleichzeitig verbunden mit einer Hilfslieferung für das Integrationsprojekt „Häuser der Würde“ nahe Matera, der Übergabe einer Spende an das mafiabefreite Flüchtlingscamp „Casa Sankara“ bei San Severo und dem Besuch zweier Flüchtlings-Ghettos bei Foggia. Wir haben in diesen Tagen einerseits hoffnungsvolle Entwicklungen erlebt und mutige und beeindruckende Menschen kennen gelernt, aber andererseits auch unglaublich trostlose und bedrückende Zustände in den Ghettos gesehen. Das schlimme ist, dass keine grundlegende Änderung der beschämenden europäischen Migrationspolitik zu erkennen ist. Wir werden darüber berichten…

Spendenübergabe an Papa Latyr Faye aus dem Senegal, genannt Hervé, den Leiter der „Casa Sankara“ und Präsident der Organisation „Ghetto out“.

Foto unten: Yvan Sagnet (mit Zeitung) aus Kamerun, Gianni Fabris (Mitte), italienischer Gewerkschafter und einige ihrer Schützlinge im „Haus der Würde“ nach der Übergabe unserer Hilfslieferung

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