Liebe Freundinnen und Freunde,

die gute Nachricht: Wir sind wieder da, angekommen im Alltag. Und wir haben für Sie wieder geöffnet.
Ab heute gibt es wieder Bananen, Südfrüchte und diesmal ERDBEEREN von NOCAP aus der Tiefebene von Neapel, dem Erdbeben- und Erdbeerzentrum Italiens. Von dort bezieht Deutschland und das nördliche Europa (leider meist zu sehr unfairen Bedingungen) ihre Bio- und konventionellen Erdbeeren, bevor sie bei uns reif sind. Deshalb lieber auch gleich fair, mit gerechter Bezahlung, ohne Ausbeutung und ohne Landarbeiter-Ghetto. Solang der Vorrat reicht!
Wer sich bis Freitag bei uns meldet, kann auch Mangokisten vom "Hilfsfonds für Burkina Faso e.V." in Direktvermarktung bekommen. Von dem Erlös bauen sie vor Ort in den Mango-Dörfern Schulen. Inzwischen können 7.500 Kinder die nahegelegene Schule besuchen und sie müssen nicht arbeiten.

Tausch und Verschenkmarkt

Am Samstag findet wieder der 2 x jährliche Tausch- und Verschenkenmarkt der Evangelischen Kirchengemeinde statt:
Sa., 13.04. 15:00-17:30 Uhr Walter-Hildmann-Haus, Ammerseestr. 19
Tauschen statt kaufen - eine Alternative zur Wegwerfgesellschaft und zum Ressourcen sparen.

Es geht ganz einfach:
Bring mit, was du verschenken oder tauschen magst! Lege die Dinge auf den richtigen Tisch! Du findest Schilder für verschiedene Bereiche: Pflanzen, Klamotten, Geschirr, Büroartikel, Kleinmöbel. Du kannst Sachen bringen ohne etwas mitzunehmen. Du kannst bringen und tauschen. Du kannst auch nur kommen um nach Schnäppchen zu suchen.

Annahme: 14:30 – 15 Uhr und von 17.30 – 18.00 Uhr die Gegenstände, die übrig geblieben sind bitte wieder abholen. Damit ersparen Sie uns viele Stunden Arbeit! Vielen Dank!!
Eintritt: frei
In Kooperation mit dem Grünen Gockel der Evang. Kirchengemeinde
Unsere aktuelle Filmempfehlung der Woche:

„Ich Capitano“

Zum Trailer
Bis Mittwoch in Gauting, danach noch in Seefeld und Starnberg.
Ein fesselnder Abenteuerfilm mit leider aktuellen Bezügen. Seydou und Moussa aus dem Senegal wollen in Europa leben und als Musiker berühmt werden. Entgegen aller Warnungen machen sie sich voller Abenteuerlust auf den Weg nach Italien. Doch ihre Reise wird nicht der Roadtrip, den sie sich vorgestellt haben. Der Weg durch die Wüste, die libyschen Gefängnisse und auch die Überquerung des Meeres stellen sich als lebensgefährlich heraus. Die beiden Freunde müssen nicht nur für ihren Traum kämpfen, sondern auch um ihr Überleben.
Der Film endet da, wo wir mit unseren Solidarreise-Angeboten anknüpfen:
Die Ankunft afrikanischer Menschen in Europa findet zunehmend Ablehnung. Die Reise endet dann meist in den Ghettos und Slums in Südeuropa, wenn sie nicht wieder ohne Asylverfahren nach Nordafrika zurückgebracht oder neuerdings in Konzentrationslagern in Drittländern wie Albanien geparkt werden.

Wir waren in der Karwoche wieder mit einer 9-köpfigen Gruppe von Mitfahrern in den Brennpunkten Italiens. Wir sind wieder durch die Ghettos in Foggia und Rosarno gelaufen und haben mit den traumatisierten Bewohnern über ihre Not gesprochen. Wir haben die Projekte besucht, die helfen, herausholen, Perspektiven schaffen für faire Arbeits- und Lebensbedingungen. Integrationsprojekte wie NOCAP, Riace, Spartacus, Casa Sankara, Casa Betania. Unsere Aktivitäten begannen mit Filmen: Von Wim Wenders' „Il volo“ über Riace, das Dorf des Willkommens bis hin zu „Das Neue Evangelium“ von Milo Rau. Der etwas andere Passionsfilm 2020 in dem Jesus einer dieser afrikanischen Angekommenen aus einem italienischen Ghetto war, der die Menschen herausholt und mitnimmt.

Unsere aktuellen Eindrücke: Die Ghettos werden immer voller – waren es bisher in Foggia in Europas größtem Ghetto 4000 bis 6000 Bewohner zur Erntezeit spricht man in diesem Frühjahr von 7000 bis 8000 Menschen, die dort unter unzumutbaren Mißständen hausen müssen. Im Rosarno-Ghetto "Tendopoli" sind es mittlerweile nicht mehr nur rund 450 Bewohner, sondern geschätzt 1000 bis 1500, Tendenz steigend.

Die Ursachen? Nur zwei brandaktuelle Gründe von vielen für den Zwang zur Migration von Süd nach Nord:
  • Die Vertreibung des stolzen Massai-Hirtenvolkes in Tansania, die gegenwärtig in Nationalparks umgewandelt werden, damit der boomende Safari-Tourismus dort expandieren kann. Natürlich ohne störende Ureinwohner!
  • Oder die Vertrockung von 75% der Kakaobäume in Westafrika wegen der Klimaauswirkungen, die die Industrieländer zu verantworten haben. Das treibt Kakaobauern in den Ruin und dank Niedrigpreisen für Schokolade im Supermarkt haben sie keine Rücklagen und kein Geld übrig, um Bäume neu zu kaufen und anzupflanzen. Sie sind gezwungen sich woanders durchzuschlagen.
Es ist immer unser neokolonialer Lebensstil der ihren Lebensunterhalt zerstört und zur Migration zwingt.

Francesco Piobbichi

Mit dem Künstler und Sozialarbeiter der Valdenser konnten wir ein spannendes Gespräch im Haus der Würde unweit des Ghetto in San Fedinando führen. In dem Haus dürfen 35 Menschen leben und wohnen. Er verdeutlichte uns unsere Verantwortung und was wir verändern müssen. Denn die gegenwärtigen Zustände sind untragbar!
Zitat:
„Wenn Du Orangen im Sonderangebot oder im Supermarkt kaufst, dann kaufst Du immer auch Ausbeutung!“
Seine Vorschläge:
  • Würden wir von jedem Kilo der geernteten 400 Mio. Kilo Orangen pro Jahr 1 Cent pro kg nehmen, um Häuser zu kaufen und menschenwürdige Unterkünfte bereitzustellen, wären alle mobilen Erntehelfer in allen Ländern menschenwürdig untergebracht. Das wäre eine Summe von insgesamt 4 Millionen Euro, die jetzt die Lebensmittelkonzerne als Gewinne einstecken. Gewinne auf Kosten von Menschenleben und Ausbeutung.
  • Wir finanzieren die Subventionen der Billigproduktion mit unseren Steuern und kaufen dann die billigen Produkte. Die Konzerne kassieren damit 2 x Geld.
  • Direktvermarktung ist die Lösung – die eigenen regionalen Produkte in den Kommunen an die eigenen Bürger verkaufen, dann gibt es keine Zwischenhändler, Konzerngewinne auf Kosten der Arbeiter.
Sein Auftrag an uns, die gekommen sind, um von ihm zu lernen:
„Wechselt die Perspektive und lebt die Visionen!“ Wir entscheiden, wer unser Geld bekommt. Niemand sonst!
Jeder hat es in der Hand, ob sein Geld an den Erzeuger oder an den Ausbeuter geht."
Franscesco malt ununterbrochen Bilder zum Thema Flucht. Er hat schon einige Bücher herausgegeben. Im Öko & Fair kann man die Bücher ansehen. Wir organisieren baldmöglichst eine Lese- Buchverkaufs- und Bilderausstellungstournee mit ihm. Sein Werk läßt niemanden unberührt, er legt die Finger in die Wunde und macht sichtbar was man hier nicht sehen möchte.
Unsere nächste Reise zu unseren Integrationsprojekten findet in den Herbstferien statt. Es sind noch Plätze frei.

Abschließend noch ein Hinweis auf die aktuelle Ausstellung im Bosco, die auch das Leben und Arbeiten zeigt. Diesmal in Gauting vor langer Zeit. Vom 5.4. – 14.4. mit vielen Veranstaltungen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Christiane Lüst