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Liebe Freundinnen und Freunde,
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wir spüren es in allen Bereichen:
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Die Menschen sparen, sie geben für Lebensmittel noch weniger Geld aus, als jemals zuvor in Deutschland und Bayern. Im Vergleich zu der Zeit vor Corona, Ukrainekrieg und Gaspreis-Inflation haben fast alle Erzeuger und Händler von Bio- und Fairtrade-Lebensmitteln übereinstimmend ungefähr die Hälfte ihres Umsatzes eingebüßt. Die Discounter dagegen jubeln und schwimmen auf einer Welle der Profitssteigerung.
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Was bedeutet das für die Zukunft, für die Rettung von Klima, Artenvielfalt und Ernährungssouveränität?
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Jedes Kind weiß inzwischen, dass Ökologische Landwirtschaft für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen unverzichtbar ist und gegenüber der industrialisierten Landwirtschaft mit Kunstdünger, Pestiziden und gentechnischer Manipulation ausgebaut werden muss. Im Moment gehen wir aber rückwärts und mit geschlossenen Augen auf einen Abgrund zu.
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Das politisch gesteckte Ziel 30% Biobetriebe bis 2030 in Bayern ist inzwischen unerreichbar geworden.
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Diesmal ist aber nicht die Politik schuld, sondern der Verbraucher selbst.
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Denn die Konsumenten gehen jetzt genau in die falsche Richtung. Autos werden immer noch größer, teure Flugreisen und Kreuzfahrten wieder beliebter und häufiger aber der Einkauf von Supermarkt-Nahrungsmitteln immer billiger, minderwertiger. Die Waren kommen wieder zunehmend über alle Ozeane geflogen und werden trotz Lieferkettengesetz weiterhin mit fluchtverursachender Ausbeutung von Menschen produziert.
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Solches Konsumverhalten gilt sicher nicht für Alle, aber leider für sehr Viele. So Viele, dass ganze Branchen wie Bio-Bauern, Bio-Molkereien, Bio-Winzer, Bio-Brauer in Kürze ihre Existenz verlieren werden. Dann hat die Industrie ihr Ziel endlich erreicht: Die Kontrolle über alles, was wir essen und trinken. Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente gegen Ernährungskrankheiten und Verdauungsprobleme (siehe Fernseh-Werbung kurz vor der Tagesschau) bietet die Pharmaindustrie auch gleich an. Minderwertige Produkte zu Höchstpreisen und maximaler Gewinn für die Aktionäre ist ein verabscheuungswürdiges Erfolgsrezept. Wollen wir das? Können wir uns das im aktuellen Zustand der Welt noch erlauben? NEIN!
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Ein Beispiel aus unserer unmittelbaren Nähe:
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Die Solidarische Landwirtschaft "Sonnenwurzel" in Reichling könnte im Rahmen ihrer Kapazität auf 2ha Fläche Abonnements für etwa 100 Ernteanteile anbieten. Die waren vor einigen Jahren noch sehr begehrt und zwei Gärtner hatten ein Auskommen. Die Solidarität ist aber von Jahr zu Jahr geschwunden. Aktuell sind für 2024 nur 28% der möglichen Anteile abonniert. Das entspricht einem Jahresbudget von ca. 21.000 €. Das ist leider nur die Hälfte, um das Minimalziel einer Existenz sichernden Landwirtschaft/Permakultur zu erreichen. Von einer Perspektive für die Zukunft und von nötigen Investitionen ganz zu schweigen. Eine weitere zukunftsweisende Gemüseerzeugung ist somit nicht nur schwierig, sondern schlicht unmöglich. Ein weiterer leidenschaftlich geführter Vorzeigebetrieb wird aufgeben müssen, wenn nicht ein Wunder geschieht.
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Wir kennen die Gründe für das schwindende Interesse: Die Menschen sparen, das ist bekannt. Aber sie sind auch immer weniger bereit, für Solidarität ein gewisses Maß an Zeit und Flexibilität aufzubringen, sich Woche für Woche an die Gemüselieferung zu binden, im gemüsearmen Frühjahr mit Einschränkungen und im Ernteherbst mit Überfluss zurecht zu kommen. Regional und saisonal schön und gut, aber das Engagement geht manchmal nur so weit wie das Sortiment mit dem im Supermarkt vergleichbar ist.
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Aber es gibt doch noch Menschen die wissen, wie wertvoll gute Lebensmittel sind, die dafür auch Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen und auch einen angemessenen Preis dafür bezahlen. Aus Überzeugung!
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Wahrscheinlich gehören auch Sie dazu, sonst hätten Sie nicht bis hier gelesen. Das ist sehr gut. Aber wir sind noch zu Wenige. Wir müssen wieder mehr werden. Deshalb rufen wir jede Einzelne und jeden Einzelnen dazu auf und bitten, nicht nur die "Sonnenwurzel" von Marcel Nussberger, sondern die ganze Bio- und Fairtrade-Branche aktiv zu unterstützen und vor allem zu nutzen. Erzählen Sie in Ihrem Kreis, wie wichtig es ist, Gutes und Gesundes zu essen. Klären Sie über die Hintergünde auf. Machen Sie Bio-Essen bei Ihren Freundinnen und Freunden zum Status-Symbol und seien Sie ruhig stolz darauf, Vorreiter zu sein.
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